Normalerweise läuft ein Rathaus-Sturm ja so ab: Die Narren stehen tosend vor dem Rathaus und machen so viel Radau, bis der Bürgermeister endlich seinen Schlüssel herausrückt. Dann übernehmen die Narren die Geschicke der Stadt. Der Schlüssel wird gut verwahrt. Auch in Zuffenhausen war das (fast) so. Wir Schwarze Störche waren mit den anderen Karnevalsgesellschaften vor Ort. Auch die Blau-Weißen stellten als die Lokalmatadoren in Zuffenhausen eine Obhut. Pünktlich um 11:11 Uhr übernahmen wir Narren das Kommando über die Verwaltung. Der Schlüssel gehörte endlich uns Narren. Doch irgendwann passierte es. Im Trubel entdeckte ein umsichtiger Storch, dass der Schlüssel mutterseelenallein in einer Ecke lag.
Ja, wir warens, aber…
In aller Umsicht nahmen wir den Schlüssel in Sicherheitsverwahrung und flogen mit ihm zurück in unser Storchennest. Damit lösten wir eine ziemliche Welle der Entrüstung aus. Sogar die Bild-Zeitung schrieb einen reißerischen Artikel über uns. Sie wollte uns nicht so recht glauben, dass unsere Präsidentin gerade einmal 35 Jahre jung ist. Die Störche hätten den Schlüssel geklaut, hieß es. Dabei war das Ganze doch eine Sicherheitsmaßnahme. Undenkbar, was passiert wäre, hätte ein Unbekannter den Schlüssel verschwinden lassen. Die Narrenzeit hätte ausfallen müssen.
Finderlohn gehört sich
Wir Störche sind ehrliche Finder. Unseren Fund vermeldeten wir, in dem wir 100 Schlüssel-Anstecker bastelten. Damit suchten wir nach dem rechtmäßigen Besitzer des Rathausschlüssels.
Am Ende fanden wir ihn und gaben den Schlüssel zurück – gegen eine ordentliche Portion Sekt als Finderlohn.